Alleinsein – Fluch oder Segen?

Egal, ob freiwillig oder nicht – Alleinsein ist für viele eine Herausforderung. Nicht selten greift man auf soziale Netzwerke, Netflix & Co. zurück, um dem Umgang mit sich selbst zu entfliehen.

In diesem Beitrag geht es darum, welche Vor- und Nachteile das Alleinsein mit sich bringt, weshalb jeder von uns mal Alleinsein sollte und wie du das Alleinsein für dich am besten nutzen kannst.

Vor- und Nachteile des Alleinseins

Da die Welt nicht schwarz-weiß und Licht ohne Schatten nicht existieren kann, bringt dir das Alleinsein nicht nur Vor-, sondern auch Nachteile.

Den Nachteil, den wohl die meisten fürchten, ist vermutlich die Angst davor, sich während dem Alleinsein einsam zu fühlen. Doch sollte jedem klar sein: Alleine sein bedeutet nicht gleich einsam sein! Das ist ein wichtiger und grundlegender Unterschied. Beides steht nicht in Abhängigkeit zueinander. Man kann Alleinsein, ohne einsam zu sein und (in einer Menschenmenge) einsam sein, ohne alleine zu sein.

Alleine steht man auch seinen Problemen (alleine) gegenüber. Wo vorher die/der Partner/in, Familie oder Freunde zur Seite standen, ist man plötzlich auf sich allein gestellt. Wieso ich dies aber nicht wirklich als Nachteil ansehen würde, erfährst du weiter unten im Text 😉

Ja, wir Menschen sind soziale Wesen und lieben die Gesellschaft anderer. Die einen mehr, die anderen weniger. Die Gründe dafür können vielfältig sein, doch spielen an dieser Stelle keine Rolle. Denn egal wie extro- oder introventiert wir auch sein mögen, jeder sollte in die Vorzüge des Alleinseins kommen und diese genießen.

Nichtsdestotrotz überwiegen nämlich eindeutig die Vorteile des Alleinseins.

Zum einen lernst du in dieser Zeit dich (vielleicht sogar von einer ganz anderen Seite) neu kennen. Du lernst mit Problemen (anders) umzugehen und hast Zeit für dich. Zeit, deine Akkus aufzuladen, Zeit, dich mit dir zu beschäftigen und Zeit, dir in Ruhe über vieles klar zu werden. Die Zeit des Alleinseins ist DEINE Zeit.

Wieso solltest du mal alleine sein?

Eins steht fest: Jeder muss einmal für sich alleine sein. Auch in einer Partnerschaft – vor allem dann! Wie willst du Raum für jemand anderen schaffen, wenn du ihn nicht einmal für dich schaffen kannst?

Du wirst mir sicherlich zustimmen, wenn ich dir sage, dass die Zeit, die man nur für sich hat, oft mehr geschätzt wird, als die Zeit, die man mit anderen verbringt. Wieso? Weil wir uns heutzutage viel zu selten Zeit für uns herausnehmen. Wir sind ständig auf Achse, für andere da, am husteln, helfen, machen und tun. Der Körper läuft nicht selten auf Energiesparflamme und fährt seine Notreserven aus, bis wir ihm endlich die lang ersehnte Me-Time gönnen.

Alleinsein bedeutet nicht, zwingend in dieser Zeit produktiv zu sein. Im Gegenteil. Alleinsein bedeutet alles und nichts zugleich. DU hast es in der Hand, wie du die Zeit mit dir allein gestaltest. Genau das ist ja das Tolle am Alleinsein. Du schuldest niemandem eine Rechtfertigung, trägst nur Verantwortung für dich und kannst theoretisch Tun und Lassen was auch immer du willst. Du kannst deine Akkus aufladen, dich ausruhen, produktiv sein und über dich selbst hinauswachsen, indem du dich alleine Problemen stellst und sie überwindest.

Du lernst endlich deine Stärken kennen, die du vorher gar nicht als solche wahrgenommen hast. Zudem entwickelst du neue Stärken und wächst mit jeder Herausforderung über dich hinaus. Statt jemand anderes um Hilfe zu bitten, bist du nun dein eigener Held. Du wirst sehen, dass die Zeit allein goldwert ist und dir dabei helfen kann, in dich zu kehren und deinen Weg in dieser Welt zu finden.

Indem du die Zeit mit dir allein verbringst, entwickelst du eine neue Beziehung zu dir selbst. Dies wiederum hilft dir dabei, eine bessere Beziehung zu anderen aufzubauen.

Das Alleinsein gibt dir die großartige Möglichkeit, dir darüber im Klaren zu werden, wo du im Leben stehst und wohin du gehen willst. Abstand zu anderen hilft dir dabei, dir selbst näher zu kommen. Du kannst herausfinden, was du möchtest und was nicht. Wohin deine Reise gehen soll und wohin nicht. Wer dich auf deinem Weg begleiten soll und wer nicht. Je leiser dein Umfeld um dich herum wird, desto lauter wird deine innere Stimme, die dir die richtige Richtung weist.

Wie nutzt du die Zeit allein am besten?

Auch wenn vielen die Vorzüge des Alleinseins bekannt sind, ist die Scheu davor trotzdem groß. Das liegt meistens daran, dass die Angst davor überwiegt, sich letztlich doch einsam zu fühlen oder dass man einfach nicht weiß, wie man die Zeit am besten für sich nutzen soll.

Auch ich bin diesen Sorgen auf meiner Auslandsreise begegnet und konnte sie mit ein paar Methoden umgehen und so mein Alleinsein in vollen Zügen genießen.

Diese Tipps will ich dir mit auf den Weg geben.

Zunächst einmal solltest du das Alleinsein nicht als Strafe, sondern als Belohnung sehen.

So sehr wir die Gesellschaft anderer vielleicht lieben, wir lieben uns selbst meistens mehr. Das ist kein blöder Ego-Trip unsererseits, sondern ganz normal. Wir – unser Körper, unser Geist, unsere Seele – verlangt nicht nur nach der Liebe anderer, sondern vor allem nach der Liebe von uns selbst. Und hier kommt das Alleinsein ins Spiel. Die Zeit, die du für dich alleine hast, kannst du wunderbar dafür nutzen, dir etwas Gutes zu tun – dich zu lieben. Wie? Völlig egal. Du kannst tun und lassen, was du willst. Gönn dir ein Schaumbad, einen Spaziergang, einen Film, einen Shoppingtrip, eine Reise oder ein Buch. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Du bist so oft für andere da, arbeitest hart (an dir, im Job, im Haushalt usw.), jetzt kannst du endlich für dich da sein und dir das geben, was du brauchst und willst.

Nutze die Zeit eventuell für ein neues Hobby. Probiere dich aus, erfinde dich neu und hab keine Scheu davor, ins Fettnäpfchen zu treten. Du bist allein – wer sollte dich schon verurteilen?

Vielleicht kannst du die Zeit aber auch dafür aufbringen, endlich mal so richtig produktiv zu sein. Du wolltest schon immer einmal ein Buch schreiben? Arbeiten erledigen? An einer neuen Geschäftsidee feilen? Do it.

Indem du dich neuen Situationen stellst, wächst du nicht nur über dich hinaus, sondern stärkst zugleich dein Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Also zieh raus in die große weite Welt (wozu auch der Park nebenan, das Kino, die Shoppingmall oder die nächste Großstadt zählen!) und trau dich alleine unter die Leute. Stell dich absichtlich verschiedenen Herausforderungen, um dich selbst von einer neuen Seite kennenzulernen. Du könntest anfangen, deine Umgebung mit dem Fahrrad, statt mit dem Auto oder zu Fuß zu erkunden. Setz dich alleine in ein Café, Restaurant oder in eine Bar.

Sofern sich böse Gedanken einnisten, finde Lösungen, wie du sie in positive verwandeln kannst. Versetze dich in die Rolle einer besten Freundin und gebe dir selbst Ratschläge, die du einer/einem guten Freund/in geben würdest. Du wirst sehen, wie du allein plötzlich mit Problemen anders umgehen kannst.

Keine Angst vor Stille. Sie ist ein großartiges Geschenk, das du dafür nutzen kannst, innerlich zur Ruhe zu kommen. Auch, wenn es vielen schwer fällt: man muss nicht ständig irgendetwas machen. Manchmal muss man einfach nur leben und genießen.

Selbstverständlich kannst du das Alleinsein damit verbringen, dir Filme, Serien o.Ä. anzuschauen. Doch hüte dich davor, nicht in Ablenkung zu flüchten, nur weil dir die ungewohnte Stille um dich herum anfangs nicht behagt. Das ist ganz normal und je länger du alleine bist, desto besser kommst du damit klar.

Mit jedem Augenblick, den du alleine verbringst, fühlst du dich freier, unabhängiger und selbstsicherer. Verschließe deine Augen nicht aus Angst vor Einsamkeit, sondern öffne sie mit voller Vertrauen darauf, dich selbst neu kennenzulernen und durch das Alleinsein stärker geworden zu sein, als du es davor warst. Manchmal braucht es seine Zeit, sich an das Alleinsein zu gewöhnen. Doch es lohnt sich allemal.

Wenn du gut mit dir allein sein kannst, wirst du niemals einsam sein!

Zu guter Letzt möchte ich dir Folgendes auf den Weg mitgeben:

Probiere das Alleinsein aus. Falls du es gar nicht gewohnt bist, nur Zeit für dich zu haben, taste dich langsam heran und nimm dir zu Beginn eine kurze Zeit zum Alleinsein heraus. Dies können ruhig nur fünf bis zehn Minuten sein. Du kannst dich dann im Laufe der Zeit immer mehr steigern.

Ganz ehrlich? Was hast du schon zu verlieren?

Bist du gerne alleine? Wie nutzt du die Zeit für dich? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen. J

Sandra

Rechtsreferendarin|Autorin|Ernährungsberaterin|Sportlerin|Weltenbummlerin|Leseratte|Essensliebhaberin|

Ein Gedanke zu „Alleinsein – Fluch oder Segen?

  1. Pingback: Die Wahlstation im Referendariat (BaWü) – Sandra M. Kralj

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert